Zapatistisches Kommuniqué

verlesen am 31.12.2003 um 24:00 Uhr zapatistischer Zeit in Oventik, Chiapas, Mexiko

 

Compañeros und Compañeras der Unterstützungsbasen, lokale und regionale Verantwortliche,

Compañeros und Compañeras Mitglieder der autonomen Räte,

Compañeros Mitglieder der Junta der Guten Regierung,

Compañeros und Compañeras Autoritäten der Gesundheit, der Bildung und alle die Teil dieses Arbeitsbereichs sind,

Brüder und Schwestern der nationalen und internationalen Zivilgesellschaft,

diejenigen, die anwesend sind und diejenigen, die nicht anwesend sind, uns aber in der ein oder anderen Weise begleiten und unterstützen:

 

Heute haben wir uns versammelt, um den zehnten Jahrestag der bewaffneten Erhebung der Zapatistischen Armee zur nationalen Befreiung zu begehen, weil dies der wichtigste Teil unserer grossen Geschichte als indigene zapatistische Völker ist, denn zu dieser Zeit haben sich die indigenen zapatistischen Gemeinschaften gegen das Vergessen, die Diskriminierung, die Plünderung unserer Naturressourcen, gegen die Ausbeutung und Unterdrückung und gegen alle Arten von Ungerechtigkeiten erhoben, die die ursprünglichen Völker dieser Ländereien erleiden mussten.

 

Doch heute erfüllen sich 10 Jahre, seit denen wir im Krieg sind. 10 Jahre des Kampfes und des Widerstandes als indigene Gemeinschaften, denn seit 10 Jahren leben wir im Angesicht von Drohungen, Belästigungen sowie militärischer und paramilitärischer Umstellung, die von der schlechten Regierung vorbereitet und organisiert worden sind.

 

Deshalb wurden all die Arbeiten in den autonomen Gemeinden und Landkreisen der zapatistischen Zone durchgeführt.

 

All dies ist in Widerstand und Rebellion geschehen, weil unsere Arbeiten im Bereich der Gesundheit, der Bildung, des Handels und der Formierung der autonomen Landkreise durch die Pläne und Programme der Aufstandsbekämpfung der schlechten Regierung attackiert wurden.

 

Trotz alledem sind wir in unserem Kampf in den verschiedenen Arbeiten ein Stück weitergekommen, dank der Entschlossenheit und Partizipation der Compañeros und Compañeras der Gemeinden und Regionen, doch auch durch die Unterstützung und die Solidarität vieler Brüder und Schwestern der Welt.

 

In diesem Jahr 2003 haben wir wichtige Schritte für unseren Kampf unternommen: die Namen der Aguascalientes wurden verändert, heute werden sie Caracoles genannt und außerdem wurden die Juntas der Guten Regierung gebildet, die nun unsere Gemeinden im Widerstand regieren müssen.

 

Des weiteren wurden mehr autonome Landkreise formiert und die Arbeiten reorganisiert, um unseren Widerstand zu stärken. Deshalb bitten wir alle Compañeros und Compañeras aller Regionen und Landkreise, dass sie damit fortfahren, unsere Arbeiten voranzubringen, ohne dass wir uns ergeben oder der schlechten Regierung verkaufen.

 

Nur im Widerstand und der Rebellion können wir unsere Autonomie als indigene Völker aufbauen, denn wir warten nicht darauf, dass uns die schlechten Regierungen die Erlaubnis geben, damit die Indígenas in Freiheit und Autonomie leben können.

 

Wir, die indigenen Völker von Chiapas, von Mexiko und der Welt, müssen unsere Rechte und unsere Freiheit nur in die eigenen Hände nehmen, um unsere Autonomie aufzubauen und zu stärken. Es gibt keinen Grund, davor Angst zu haben, denn wir sind durch die nationalen und internationalen Abkommen und Gesetze geschützt.

 

Wir grüssen und bedanken uns für die Unterstützung und die Solidarität vieler tausender Brüder und Schwestern der nationalen und internationalen Zivilgesellschaft, denn dadurch konnten wir die 10 Jahre des Krieges überleben und Widerstand leisten. Aus diesem Grund bitten wir Sie, dass Sie, soweit sie können, mit der Unterstützung weitermachen. Aber wir bitten Sie auch, dass Sie sich organisieren und in Ihren eigenen Gemeinden und Ländern gegen den gemeinsamen Feind kämpfen, das Projekt und die Pläne des Neoliberalismus.

 

Gegen diesen Feind muss unermüdlich gekämpft werden, denn er hinterlässt viele Millionen Brüder der ganzen Welt in der Misere und im Vergessen.

 

Das ist unser Wort.

 

Demokratie!

Freiheit!

Gerechtigkeit!

 

 

 

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Übersetzung: Gruppe B.A.S.T.A. (zum Teil zur Zeit in Chiapas)

 

Anmerkung: Das comunicado wurde von einem vermummten Compañero vorgelesen, der nicht zu erkennen gab, ob er zur Junta, zur comandancia o.ä. gehört. Das Schreiben wurde ebenfalls nicht „unterzeichnet“, nicht mit „comandancia“, „Junta“, „EZLN“ o.ä., mit gar nichts. Im Anschluss der Rede folgten tosender Beifall, „Vivas!“ (s.u.) und Silvesterraketen.

Es wurde bis in die Morgenstunden getanzt und gefeiert, ca. 2.500 Menschen waren da, davon Hunderte Internacionalistas und Solidari@s aus Mexiko.

 

„Es lebe die zapatistische Armee zur nationalen Befreiung!“ – „¡VIVA!“

„Es lebe das Caracol im Widerstand und Rebellion für die Menschheit!“ – „¡VIVA!“

„Es lebe nationale und internationale Zivilgesellschaft!“ – „¡VIVA!“

„Es lebe die Generalkommandantur der zapatistischen Armee zur nationalen Befreiung!“ – „¡VIVA!“

„Es leben all die Unterstützungsbasen und die Gemeinden!“ – „¡VIVA!“

„Es lebe das Geheime revolutionäre indigene Komitee!“ – „¡VIVA!“

„Es lebe die Junta der Guten Regierung!“ – „¡VIVA!“

„Es leben die Autonomen Landkreise!“ – „¡VIVA!“

„Es lebe der zehnte Jahrestag der bewaffneten Erhebung der zapatistischen Armee zur nationalen Befreiung!“ – „¡VIVA!“

„Es lebe der erste Januar!“ – „¡VIVA!“

„Es leben die zapatistischen Frauen!“ – „¡VIVA!“

„Es lebe Chiapas!“ – „¡VIVA!“

„Es lebe Mexiko!“ – „¡VIVA!“

„Es lebe die ganze Welt!“ – „¡VIVA!“

 

(Applaus)

 

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